1600 qm Wandverschalung für den Neubau der Stadtwerke Neustadt (Holstein) – Interview mit Thomas Knapp
Dezember 2017
1600 qm Wandverschalung für den Neubau der Stadtwerke Neustadt (Holstein) – Interview mit Thomas Knapp
Guten Tag Herr Knapp, lange nichts von Ihnen gehört, haben Sie sich eine Auszeit genommen?
Thomas Knapp: Das nun gerade nicht: wir haben seit Mitte Juli einen echten Großauftrag wegzuarbeiten, jetzt sind 90% fertig, da kann man sich dann auch mal wieder um andere Sachen kümmern.
Hört sich wieder nach dicken Balken für Fachwerkhäuser an. Gab es ein zweites Projekt wie DomRömer?
T.K.: Nein, das war dieses Mal eher das Gegenteil: kurzes und schlankes Schnittholz aus alten Eichenbalken, alles in allem aber fast 8000 Stück oder 45 Kubikmeter und das noch in feiner Sortierung. Das wurde alles bei uns aufgesägt und die Balken vorher natürlich noch entnagelt. Für die Mitarbeiter in der Fertigung hieß das zwei Monate jeden Tag eine Überstunde, anfangs jeden Samstag arbeiten und dabei auch noch zwei neue Kollegen einarbeiten.
Und? Hat alles geklappt wie geplant?
T.K.: Wie heißt es so schön: Leben passiert, während man plant. Am Anfang dachten wir „läuft super“. Das tat es auch, nur war halt die Schlagzahl deutlich zu niedrig. In dem Tempo wären wir bis Fasching beschäftigt gewesen. Daher dann die Überstunden und die beiden Neuen. An manchen Samstagen war dann auch noch das komplette Büro beim „letzten Schliff“ mit dabei. Das war dann auch „Team Building“ im besten Sinne.
Da kann man dann schon nervös werden als Geschäftsführer und Gesellschafter.
T.K.: Da wird man nervös. Aber Mitte/Ende August war klar, dass wir das erste Drittel als Teillieferung pünktlich vom Hof bekommen und danach war auch schnell klar, dass das was wir liefern, das ist, was der Kunde erwartet. Zusammen mit den fast obligatorischen bauseitigen Verzögerungen war es danach immer noch anstrengend genug, aber deutlich entspannter.
Apropos Kunde, wer braucht denn soviele Bretter und Kanthölzer aus alter Eiche?
T.K.: Die Stadtwerke Neustadt in Holstein sind der Abnehmer. Die bauen drei neue Betriebsgebäude, daher auch die drei Teillieferungen.
Und was wollen die Stadtwerke mit 45 Kubikmetern Schnittholz aus alten Eichenbalken?
T.K.: Genau gesagt sind es 20 mm starke Bretter in 7 bis 10 und 14 bis 17 cm Breite, dazu noch Kanthölzer in 5 x 5 cm, alle zwischen 50 cm und viereinhalb Meter lang, alles feine Sortierung wie gesagt. Das gibt zusammen 1600 Quadratmeter Fassadenverkleidung. In der Hinsicht ist das sicher unser ausgedehntester Auftrag.
Und warum nehmen die da ausgerechnet alte Eiche?
T.K.: Der Grund hat mich persönlich ganz besonders gefreut, den Stadtwerken geht es um Nachhaltigkeit beim Bauen. Das war für mich schon in den 80er ein Antrieb, da fing es ja an mit der Kritik an der Wegwerfgesellschaft. Und etwas Nachhaltigeres als die Wiederverwendung von Baustoffen lässt sich wohl schwer denken.
Aber da hätte man ja auch einfach neues Holz nehmen können, es gibt ja auch entsprechend zertifizierten, nachhaltigen Waldbau.
T.K.: So einfach ist das dann doch nicht. Wir standen mit unserem wiederverwendeten Eichenholz in direkter Konkurrenz zu entsprechend zertifiziertem Lärchenholz. Nach Einschätzung der Planer sind die Auswirkungen auf die Ökobilanz bei der Wiederverwendung von historischem Holz positiv, sogar „sehr gut“ wie sie schrieben, der Einsatz von frischem Holz wurde dagegen nur als neutral gewertet.
Und wie sieht das preislich aus? Da ist frisches Holz doch sicher viel billiger.
T.K.: Auch da haben wir uns mächtig in’s Zeug gelegt, damit der Unterschied gar nicht so groß wird, weniger als 20% sind es im direkten Vergleich. Und die Lärche hätte alle ein bis drei Jahre gewartet, sprich: zumindest teilweise frisch lasiert werden müssen, bei 1600 qm Fassadenfläche auch kein ganz billiges Vergnügen.
Spielte das bei der Entscheidung für Ihre Eiche eine Rolle?
T.K.: Wir waren ja nicht direkt in den Entscheidungsprozess einbezogen. Das hat letzendlich die Mehrheit des Stadtrates entschieden. Aber klar, unsere Eiche kann da die nächsten Jahrzehnte ohne wesentlichen Aufwand die Bauten schützen. Und wenn man das dann über den ganzen Lebenszyklus der drei Gebäude rechnet, wird das auch auf die Kosten des Unterhalts der Gebäude nachhaltig positiv wirken.
Eine Win-win-Situation aus Ökonomie und Ökologie sozusagen?
T.K.: Wenn man das so formulieren will.
Gibt es auch schon Bilder von den fertigen Gebäuden?
T.K.: Noch nicht, die letzte Lieferung steht ja auch noch aus. Eine Visualisierung findet sich bei den Planern auf der Website und wir haben natürlich vom Material und der Verarbeitung ein paar Bilder. Mehr kommt sicher noch im neuen Jahr. Wir sind auch ziemlich gespannt.
Zum Schluss noch: Wie ist denn der Kontakt zustande gekommen? Sie werben ja sonst nicht offensiv mit den Stichworten Nachhaltigkeit oder Fassadenverkleidung.
T.K.: Ein Mitarbeiter des Statikbüros, das den Berliner Planern zuarbeitete, ist mit unserem Betriebsleiter aus einer früheren gemeinsamen Tätigkeit bekannt. Und der hat dann beim Stichwort nachhaltiges Bauen geschaltet und an seinen ehemaligen Kollegen gedacht. Wie der Zufall halt so spielt.
Die Fertigung von 1600 qm Wandverschalung für die Stadtwerke Neustadt (Holstein)
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