»Made in Deensen«: Nachhaltige Altholzwirtschaft bei KNAPP

Nachhaltige Altholzwirtschaft bei KNAPP

»Made in Deensen«

»Made in Deensen«: Nachhaltige Altholzwirtschaft bei KNAPP

»Made in Deensen« heißt, dass alles was wir liefern bei uns in Deensen mindestens einmal umgeschlagen und geprüft wird. In der Regel findet die Verarbeitung der Hölzer bei uns statt. Tischlereiprodukte wie Leimholzplatten oder Dielung werden in der eigenen Tischlerei von festangestellten Mitarbeitern produziert.

Bitte beachten Sie, dass uns keinerlei Studien, Forschungen oder andere Veröffentlichungen zur Nachhaltigkeit der technischen Wiederverwendung von Altholz bekannt sind. Unsere Einschätzung, dass die Altholzverarbeitung, so wie wir sie praktizieren eine nachhaltige Wirtschaftsweise ist, ist im Moment nicht mehr als eine ziemlich vernünftige Hypothese. Allerdings eine, die uns sehr plausibel erscheint und die wir gerne als Diskussionsansatz verstehen.

Damit wir uns nicht auch noch mit einer Definition von Nachhaltigkeit herumschlagen müssen, nehmen wir einen pragmatischen Rückgriff auf Wikipedia. Wikipedia beschreibt Nachhaltigkeit als »ein Handlungsprinzip zur Ressourcen-Nutzung, bei dem die Bewahrung der wesentlichen Eigenschaften, der Stabilität und der natürlichen Regenerationsfähigkeit des jeweiligen Systems im Vordergrund steht.«

An dieser Beschreibung möchten wir uns der Einfachheit orientieren und verschiedene Aspekte beleuchten. Sollten Sie mit unseren Überlegungen nicht konform gehen oder im Gegenteil sogar unsere Überlegungen mit Zahlen untermauern können, freuen wir uns über eine Rückmeldung.

Ökologische Aspekte

  • Der Produktlebenszyklus wird um weitere Jahrzehnte oder Jahrhunderte verlängert. Einen möglichst langen Lebenszyklus von Produkten zu erzeugen, ist Kern vieler Bemühungen um ökologische Nachhaltigkeit. Das KNAPPsche »Bauholz zur Wiederverwendung« ist dem Neuprodukt technisch ebenbürtig. Es gibt keine Anhaltspunkte, dass Bauholz in Zweitverwendung eine geringere Lebensdauer als frisches Holz hat.
  • Wird Bauholz wiederverwendet statt thermisch verwertet, bleibt das CO2 im Holz gebunden. Dies trifft auch für andere stoffliche Verwertungen beispielsweise in der Spanplatte zu, aber eben erst recht für das kaum weiterverarbeitete Produkt Altholz zur Wiederverwendung. Angesichts technisch aufwendiger und in den Folgen schwer abschätzbarer Technologien CO2 aus der Luft unterirdisch zu binden, ist der Beitrag, den die Verlängerung der Produktlebenszyklen von Bauholz leisten kann besonders risikoarm und kostengünstig.
  • Die Aufarbeitung der Hölzer ist relativ wenig energieintensiv. Es braucht Wasser und Strom zur Reinigung, dazu noch ein wenig Sprit für die Motorsäge. Im Vergleich zur Gewinnung von Frischholz vom stehenden Baum bis zur abtransportfähigen 6-Meter-Rolle schätzen wir den Aufwand für die Reinigung und Aufbereitung der Altholzbalken mindestens einmal vergleichbar ein.
  • Bei Projekten wie Stadtwerke Neustadt wurde unser Altholz als Fassadenverkleidung auch mit Alternativprodukten aus Lärchenneuholz verglichen. Die begleitenden Planer attestierten unserer Fassadenschalung die höhere Nachhaltigkeit in Herstellung und Unterhalt, letzteres aufgrund der deutlich höheren Witterungsbeständigkeit, die kaum Unterhaltspflege nach sich zieht.
  • Wir beziehen unsere Rohware zum überwiegenden Teil aus einem Umkreis von 200 km. Wir importieren aber auch aus dem europäischen Ausland, der Importanteil liegt aktuell bei etwa 65%.
  • Die Aufbereitung von Altholz ist immer ein teilweises Downcycling, da ein Brett oder Balken nur sehr selten 1:1 wiedereingebaut wird. In aller Regel werden Teile abgesägt oder gehobelt. Wir halten das allerdings – auch im Vergleich zum Schreddern in die Spanplatte – für die bessere Lösung. Außerdem spricht nichts dagegen, dass unsere Nachfolger in 200 Jahren den 30 x 20 x 600 cm großen KNAPPschen Eichenbalken in Zweitverwendung einer Drittverwendung zuführen. Vielleicht nicht als Balken, aber sicher noch als Dielung.
  • Wir verwerten fast alle Bestandteile eines Altholzbalkens, wir »fleddern« sozusagen die Leiche komplett. Wir teilen das »neu« gewonnene Altholz wie auch die klassische Sägerei in verschiedene Produkte (Balken, Bretter, Kanthölzer, Außenseiten), was dann wirklich übrig noch bleibt, wird thermisch verwertet.
  • Einer späteren thermischen oder stofflichen Verwertung des Altholzes steht nichts im Wege: Verbrennen kann man das wiedereingebaute Altholz auch in 200 Jahren noch.

Sozioökonomische Aspekte

  • Wir bieten seit mehr als 30 Jahren Altholz zur Wiederverwendung an. Wir sind ein Familienbetrieb mit einer gesunden Eigenkapitalausstattung, die zweite Generation arbeitet seit einigen Jahren mitverantwortlich im Betrieb und die Weichen zur Übergabe der vollen Verantwortung sind gestellt.
  • Wir arbeiten auf dem »platten Land«, sprich: in einer sehr strukturschwachen Gegend, so wie die meisten anderen in dieser Branche auch. Hier gibt es die Ressourcen, die wir benötigen: Relativ günstige Produktions- und Lagerflächen sowie einen einfachen Zugang in das jeweilige »Erntegebiet«.
  • Wir beschäftigen ausschließlich sozialversicherungspflichtige Arbeitnehmer, etwa die Hälfte unserer Mitarbeiter hat einen qualifizierten Berufsabschluss, die andere Hälfte keinen. Für unsere Mitarbeiter ohne qualifizierten Berufsabschluss ist die Arbeit in der Aufbereitung von Altholz eine der nicht zu häufigen Gelegenheiten sich als wichtigen Bestandteil eines Produktionsprozesses zu erleben. Die Qualifizierung zum Maschinenführer oder Vorarbeiter war und ist möglich.
  • Die Wiederverwendung von Altholz ist sehr personal- und wenig maschinenintensiv. Die Arbeitsplätze in der Aufbereitung erfordern keine Fachkunde, aber ein ordentliches Maß an Sachkunde, das nur betriebsintern vermittelt werden kann. Als Folge weist unser Betrieb einen vergleichsweise stabilen Personalbestand auf, auch bei den gering berufsqualifizierten Mitarbeitern. Wir sind sehr stolz darauf, dass ein Mitarbeiter stolz darauf ist, dass wir der erste Betrieb sind, in dem er mehr als ein Jahr am Stück arbeitet.
  • Eine maschinelle Rationalisierung der Aufbereitung von Altholz ist zwar denkbar, uns sind aktuell aber keinerlei Ansätze bekannt. Wir gehen im Moment davon aus, dass es vor der automatischen Balkenaufbereitungsmaschine zuerst den autonom fahrenden LKW geben wird. Die Aufbereitung wird wohl auch in 20 Jahren noch personalintensiv und körperlich fordernd sein.

Kulturelle Aspekte

  • Die Wiederverwendung von Altholz und anderen Bauteilen ist eine historische Tradition, man könnte sie fast schon eine periodisch notwendige oder hilfreiche Kulturtätigkeit nennen. Burgen, Klöster, Befestigungsanlagen und auch viele andere »zivile« Gebaude wurden nach Wegfall ihrer Funktion in ihre Einzelteile zerlegt und wiederverwendet. Die vielzitierten »Trümmerfrauen« der Nachkriegszeit sind nur ein jüngeres Beispiel dafür.
  • Altholzwiederverwendung ist sichtbar und wirbt für Nachhaltigkeit und sparsamen Umgang mit Ressourcen. Anders als das Altholz in der Spanplatte ist ein sichtbar verbauter Altholzbalken, gerade auch im Neubau, ein sinnlich erfahrbares Beispiel für Nachhaltigkeit durch Verlängerung des Produktlebenszyklus.
  • Sie erhalten heute an fast jeder Ecke Produkte aus antikisierten Hölzern, bis hin zum Klickparket im Altholzdekor auf Spanplatte. Es scheint uns aus im weitestens Sinne sozialhygienischen Gründen irgendwie eine gute Idee zu sein, dass neben dem Surrogat auch noch das Original auf dem Markt erhältlich ist.