Das »Making of« zu Alles aus alter Eiche: Böden, Galerie, Tür- und Möbelfronten, Tische sowie eine Treppenbekleidung aus historischem Eichenholz

»Making of«

2013/2014

Das »Making of« zu Alles aus alter Eiche: Böden, Galerie, Tür- und Möbelfronten, Tische sowie eine Treppenbekleidung aus historischem Eichenholz

 

Im September 2011 hatten wir zum ersten Mal telefonischen Kontakt: Die Innenarchitektin Gina Di Pierro war für zwei ihrer Kunden auf der Suche nach Balken, Bohlen und Brettern mit authentischen Altholzoberflächen. „Zufällig“ war sie auf unsere Website gestoßen und war sofort begeistert von unseren verschiedenen antiken Eichenhölzern. Dass wir ihr glaubhaft versichern konnten, alles realisieren zu können, was aus altem Eichenholz machbar ist, erleichterte dann allerdings nicht gerade die Entscheidungsphase für den Innenausbau eines typischen norddeutschen Bauernhauses.

Die mündete dann schließlich darin, alles, was im Architektenentwurf mit Holz vorgesehen war, mit unseren antiken Eichenhölzern auszuführen – und zwar (fast) durchgängig mit antiken Eichenbrettern und -dielen mit original belassener, nicht gehobelter Oberfläche, die dreimal von Hand mit Exzenterschleifer und fallendem Korn geschliffen wurde. Trotz der nicht ganz unerheblichen Menge an Material konnten wir zusätzlich den Wunsch des Bauherrn nach einer speziellen, nicht zu bunten Farbsortierung berücksichtigen.

Die Gewerke im Einzelnen:

Damit fing es an: Galerie mit Balustrade, ca. 5 cbm original historische Eichenbalken

Zur Gestaltung der Tor-Deele und zur Verbindung der oberen Wohnräume sollte eine Galerie nebst Balustrade eingebaut werden. Nach langer Sortiererei (das ist meistens die umfangreichste Arbeit…..) hatten wir das passende Holz zusammen, um die Balustrade in Blockhaus-Bauweise und die Galerie mit dazu passenden, tragenden Deckenbalken vorzufertigen und nach Abnahme per Foto auch vor Ort einzubauen.

Jetzt wurde es viel: 200 qm Fußbodendielung mit original alten Oberflächen

Beim Montagetermin Galerie und Balustrade war dann auch schon die wichtige Entscheidung über die Fußböden gefallen. Wir hatten gleich die Dielen für die Galerie dabei und konnten so direkt vor Ort mit Architektin und Bauherrn die tatsächliche optische Wirkung der Altholzdielen begutachten und letzte Details klären – jetzt konnten wir zielstrebig an die Fertigung gehen und jeder unserer Mitarbeiter wusste genau, was der Kunde will. Dass wir dieses Wissen auch beim Verlegen der Dielen selbst anwenden konnten, war für uns ein wichtiger Fortschritt und hat sicher zum Erfolg des Ganzen beigetragen.

Reicht das Holz? 380 qm Türen- und Möbelfronten passend zu den Fußbodendielen

Da der Chef unseres Betriebes ja nun mal weder Tischler noch Zimmerer ist, hatte er mit der direkten Abwicklung des Auftrages recht wenig zu tun– zumal das Lager ja wie gewohnt gut und ausreichend gefüllt war. Mit den 250 qm Tür- und Möbelfronten plus Verschnittzulage, besonders in Verbindung mit der vorab schwierig einzuschätzenden Farb-Sortierung (fallen 10% oder gar 50% aus dem vorgegebenen Rahmen?) stieß aber selbst unser Lager möglicherweise an seine Grenzen.

Und so kam auch noch Herr Knapp zu seinem Einsatz – den Einkauf lässt er sich nämlich nicht nehmen. Tatsächlich hat dann alles so gut geklappt, dass wir auch das Holz für die Möbelfronten so zeitgerecht (allerdings in 2 Chargen) an die verarbeitende Tischlerei Wilhelm Schütte liefern konnten, dass es weder bei Herrn Schütte noch gar auf der Baustelle etwa deshalb zu Verzögerungen gekommen wäre, weil Fa. Knapp nicht ausreichende Mengen historischen Eichenholzes hätte liefern können – das wäre es ja gewesen!

Und so konnte Fa. Schütte in aller Ruhe bzw. gebotenen Eile die beidseitig aufgedoppelten Türen nebst Zargen und die einseitig aufgedoppelten Möbelfronten fertigstellen.

Wenn schon, denn schon – die Treppen müssen auch zum Rest passen – 120 qm Rohware

Und da Herr Knapp nicht zu knapp einkauft, wenn er denn schon mal dabei ist, gab es hier erst gar kein Mengenproblem. Inzwischen wurde aus Kapazitätsgründen ein dritter Tischlerbetrieb hinzugezogen, die Fa. Lenker aus Nortorf. Dort wurden alle Tritt- und Setzstufen ober- und unter-, vorder- und rückseitig mit dünnen Eichenbrettern mit originalen Altholzoberflächen aufgedoppelt.

Nicht ungern betonen wir, dass alle bis dahin aufgetretenen Verzögerungen nicht durch die Altholz-Gewerke verursacht wurden …

Grenzen und Neuentwicklungen – 63 lfm »Hohlbalken«

Bei diesem Stand der Planungen wurde klar, dass die relativ modernen Sparren aus Kiefernholz, die unter dem Dach zum Teil sichtbar waren, den Gesamteindruck nachhaltig stören würden. Wie konnte man Abhilfe schaffen? Ein Austausch gegen passende Eichenbalken kam wegen des darüber liegenden Reetdaches nicht in Frage. Also haben wir uns auf Wunsch des Bauherrn und der Architektin daran gemacht, alte Eichenbalken auszustemmen. Unser Herr Partosch, den wir als Zimmermann im Falle eines Auftrages damit betrauen wollten, verdrehte ob der Menge von 63 Laufmetern zwar ein wenig die Augen, ließ sich dann aber durch einen Vergleich mit der Menge der bei einem Fachwerkbau zu stemmenden Zapfenlöcher doch von der Machbarkeit überzeugen.

Wie dem auch sei – die fertigen »Hohlbalken« waren schön, passten maßlich, aber: sie waren nach einhelliger Meinung einfach zu dick – und dünner gab es nun wirklich nichts in ganz Europa. Wenn schon das 100%-Original nicht machbar war, so konnten wir Bauherrn und Architektin mit unserem Vorschlag überzeugen: wir sägten von den optisch passenden Balken jeweils 3 Außenseiten ab, um diese dann so auf das notwendige Maß zu bringen und zu verleimen, dass man nach dem Einbau wirklich erst auf den zweiten oder dritten Blick sieht, dass es inzwischen verleimte Bretter sind und kein ganzer Balken mehr.

Last not least: 7 Meter Arbeitsplatte, 3 Meter Esstisch, 5 Regalborde

Bei den Massivholzmöbeln aus antiker Eiche rang sich der Bauherr nach reiflicher Überlegung doch zu einem kleinen Kompromiss durch: Da original belassene Altholzoberflächen naturgemäß nicht plan sondern immer etwas »unegal« sind – was an einem Arbeitstisch oder Küchentisch nicht jedermanns Sache ist – entschied er sich hier für unsere Vorschläge von Massivholzplatten aus aufgesägten historischen Eichenbalken. Das ist auch in unseren Augen eine ansprechende (Kompromiss-)Lösung.